Cédric P. (Name geändert) hat seit einigen Jahren chronische Schmerzen. Mit einer Mischung aus Entspannungstechniken, Verhaltensanpassungen, einer Ernährungsumstellung und niedrig dosierten
Schmerzmitteln hat er mit der Zeit einen Weg gefunden, dass die Schmerzen den Alltag und seine Beziehung nicht mehr komplett dominieren, wie das zu Beginn lange der Fall war. Wie bei einem Suchtkranken ist die Balance aber fragil und in einer angespannten Situation, z. B. vor Ferienbeginn, kann es geschehen, dass er eine Tätigkeit ausführt, die in einer Schmerzattacke mündet. Das Schlimmste sind für ihn aber in einem solchen Moment nicht die Schmerzen, sondern die Selbstvorwürfe und die Verurteilung. Dass er meint, selber verantwortlich zu sein für sein Unglück.
So kommen wir auf die Hiobsgeschichte (im Buch Hiob, Altes Testament). Die Essenz der Hiobsgeschichte liegt eben gerade in diesem angenommenen Zusammenhang zwischen Tun und Ergehen: “wie es mir ergeht, ist die Folge meines Tuns”. Hiob kann alle die Schicksalsschläge die ihn ereilen, dass seine Kinder sterben, sein Haus abbrennt, er mit Krankheit geschlagen wird, aushalten. Als aber seine Freunde insistieren, dass er doch etwas falsch gemacht haben muss, wenn Gott ihn so straft, da fällt Hiob in den Abgrund, das ist sein persönlicher Kipppunkt und er denkt an Suizid.
Dieses kausale Denken, dass jede Wirkung eine Ursache haben muss, in diesem Fall, dass man selber für seine Probleme verantwortlich ist, darf und muss hinterfragt werden.