Gerhard Polt, der bekannte deutsche Kabarettist, Autor und Schauspieler ist am 7. Mai 80 Jahre alt geworden. Was ist eigentlich das Besondere an seinen Stücken und Figuren? Mir fällt auf, dass er
seine spiessigen oder rassistischen Figuren derart glaubhaft verkörpert (vgl. beispielsweise Mai Ling), dass ich irrtümlicherweise lange Zeit der Meinung war, er sei selber ein Spiessbürger und Rassist. Er lebt in seinen Figuren kollektive Schattenanteile der menschlichen Existenz aus. Die Radikalität und Konsequenz der Figuren hat etwas Erschreckendes.
Seine Darstellungen sind manchmal unerträglich (z. B. wie sich der Vater im Stück Nikolausi vom Herumalbern mit dem Kind bis in die nackte Wut hineinsteigert). Aber es zeichnet die Figuren Polt’s gerade aus, dass sie keine Kompromisse eingehen, sondern einen Abgrund bis in den letzten Winkel ausloten.
Aktuell ist Gerhard Polt aufgefallen als einer der 28 Erstunterzeichnenden des Briefs an Olaf Scholz mit der Bitte den besonnenen Kurs beizubehalten und sich nicht schleichend in den Krieg in der Ukraine hineinziehen zu lassen.