Der Film “Titanic” feier dieses Jahr sein 25. Jubiläum. In den letzten 25 Jahren habe ich mir mehrmals die Frage gestellt, warum Jack sterben musste. Hätte er nicht ebenfalls auf die Tür klettern

können zu Rose? Wenn man die Frage googelt, merkt man, dass es noch vielen anderen Menschen so ging.

Nun kann man die Geschichte, die im Film erzählt wird, auch von einer ganz anderen Seite betrachten. Es handelt sich um eine klassische Heldenreise. Nur ist es diesmal eine Heldin, Rose, deren Geschichte wir miterleben.

Rose befindet sich in einer tiefen Lebenskrise, als wir ihr das erste Mal begegnen. Sie sieht ihr ganzes zukünftiges Leben vor sich, eine endlose Abfolge von Cocktailpartys und sinnleeren Gesprächen. Sie sieht ihr Gefängnis so plastisch vor sich, dass ihr einzig der Suizid als Ausweg erscheint.

Als Rose gerade ins Wasser springen will, taucht Jack wie aus dem Nichts auf. Im Heldenmärchen wäre er eine "Schenker-Figur" (nach V. Propp, 1928, Morphologie des Märchens). Ein Schenker ist ein Helfer auf dem Weg des Helden an sein Ziel. Der Schenker fordert die Hauptperson der Geschichte aber auch heraus. Das macht Jack, indem er zu Rose sagt, er sei nun involviert. Wenn sie springe, müsse auch er springen.

In den folgenden Tagen entdeckt Rose dank Jack ihre Lebendigkeit, ihr eigentliches Wesen wieder. Jack ist ein Katalysator, ein Türöffner, ein Helfer, aber letztlich geht es nicht um ihn und nicht um die Beziehung zwischen den beiden.

Denn auch als Jack stirbt, bleibt Rose ihrer wiedergefundenen Wahrheit treu und kehrt nicht zurück in das soeben verlassene Gefängnis (zum Verlobten und zu ihrer Mutter).


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