Was ist eigentlich ein Trauma? Normalerweise stellen wir uns dann ein traumatisches Ereignis vor wie einen Bombenhagel, eine Vergewaltigung, eine Naturkatastrophe.
Trauma ist aber nicht das, was uns von aussen geschieht, sondern das, was in uns geschieht als Reaktion auf ein solches Ereignis. Das Trauma ist also nicht dasselbe wie der eigentliche Vorfall, sondern es ist immer die Art der Anpassung an einen Vorfall, an ein schlimmes Ereignis.
Aus dieser Situation entsteht nur dann ein Trauma, wenn man in diesem Moment das Gefühl hat, allein zu sein auf der Welt, niemanden zu haben, mit dem man seine Gefühle teilen kann. Wenn es in diesem Moment einen mitfühlenden Zeugen (nach Alice Miller) gibt, dann muss kein Trauma entstehen.
Wenn ich also in der Schule gequält wurde von Mitschülern und zu Hause meine Verzweiflung und mein Elend Platz findet bei meiner Mutter oder meinem Vater, ich mich gehalten fühle und das Leid einfach da sein darf, dann kann ich mich wieder beruhigen und das Geschehene wieder loslassen.
Wenn man dies aber nicht erfahren hat als Kind (wie die meisten von uns), dann versucht man oft später seine Partnerin/ seinen Partner oder seine Kinder zu beschützen vor möglichem Leid und Schmerz, damit diese nicht dasselbe erleiden müssen.
Leid, Elend und Schmerz gehören aber zur Existenz dazu. Es ist nicht möglich, jemandem solche Erfahrungen zu ersparen.
Was wir tun können ist, uns dem verletzten Kind in uns anzunehmen und anzuerkennen, wie schlimm das damals tatsächlich war, dass niemand da war, der unser Elend entgegennehmen und wertschätzen konnte. Dies ist immer der erste Schritt zu einer möglichen Heilung.
Quellen: Van der Kolk, Bessel (2014). The body keeps the score. London: Penguin Books Ltd., Maté, Gabor (2011). When the body says no. London: Vermilion.