Wenn heute ein junger Mann Lust verspürt, alles hinzuschmeissen, sich nicht nützlich zu machen, so gibt es dafür kein Ritual.
Niemand wird ihn verstehen. “Hast du denn kein Ziel…”, “Schau mal den und den an, der lebt seinen Traum…” wird es heissen. Selber wird er sich vielleicht schämen, oder schlimmer, im Gefängnis landen.
Robert Bly schreibt in seinem Buch “Eisenhans” aus dem Jahr 1990 vom sogenannten “Weg der Asche” bei den Wikingern, als eine ritualisierte Form von Lethargie, eine Art Winterschlaf. Jungen Männern wurde es offenbar zugestanden, zwei bis drei Jahre neben den Feuern in der Asche zu leben, ohne irgendetwas Nützliches zu tun. Im Märchenroman “Die Abenteuer des starken Wanja” von Ottfried Preussler aus dem Jahr 1968 zieht sich der junge Bauernsohn Wanja für sieben Jahre auf den Kachelofen zurück und macht nichts ausser Sonnenblumenkerne zu essen und zu schlafen.
Undenkbar in unserer heutigen Zeit. Und doch verstummt dieser Ruf der Asche nicht ganz. Bei vielen Männern taucht er später wieder auf, etwa nach einem Bruch in einer bisher erfolgreichen Karriere, im Rahmen einer langwierigen Krankheit oder nach dem Scheitern einer Beziehung. Diese “Zeit der Asche” ist nicht mit einer Depression zu verwechseln, sondern kann zu einem sehr heilsamen Kontakt mit sich selber führen. Zu Kontakt mit seinem Wesenskern, weit jenseits von Nützlichkeit und guter Leistung.